21/03/2004 Eintrag: "Aufbau"

Der neueste Aufbau hat ein interessantes Sonderthema: Antisemitismus in Israel. Dabei geht es nicht um das bekannte Araber-Problem. Sehr viel heftigere Antisemiten sind die Zuwanderer aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion, die gar nicht jüdischer Abstammung sind. Inzwischen stammen 20 % der israelischen Staatsbürger aus den sowjetischen Nachfolgestaaten. Offiziellen Schätzungen zufolge sind 300.000 davon vollkommene Nichtjuden und entweder als Angehörige von Juden oder durch gefälschte Papiere eingewandert. Mit diesen kam auch der Antisemitismus aus Osteuropa, der sich heute in zunehmendem Maße durch verbale und tätliche Übergriffe, durch Friedhofsschändungen und entsprechendes Graffiti sowie durch Internetseiten wie die der „Weißen Union Israels“ kundtut.
Staatlicherseits wird das Problem unter den Teppich gekehrt: Entweder schweigen staatliche Stellen dazu, oder sie marginalisieren es. Der Grund für die liberale Einwanderungspolitik gegenüber Immigranten aus Osteuropa ist der Wunsch der israelischen Regierung, vor allem mit diesen das Geburtendefizit gegenüber den arabischen Israeli auszugleichen. Es gibt feste Quoten von Immigranten, die jeder Beauftragte der Jewish Agency erreichen soll, und werden diese unterschritten, so wird der entsprechende Posten gestrichen. Was zählt ist Quantität, nicht die Qualität der Zuwanderer. Würde man Antisemitismus in Israel bestätigen und offen diskutieren, so könnten sich die Zuwandererzahlen verringern. In ihrer panischen Angst vor dieser Entwicklung übersieht die israelische Regierung, daß der gesellschaftliche Zusammenhalt im israelischen Staat durch die Masseneinwanderung von Personen, die dem Judentum desinteressiert oder feindlich gegenüberstehen, vermutlich noch viel schneller eine kaum noch beherrschbare Gefahr erwächst als durch das langsame Ansteigen des arabischen Anteils an der israelischen Bevölkerung.

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