Rebecka Lejeune Dirichlet, geb. Mendelssohn Bartholdy

Copyright: MendelssohnarchivLebensdaten

Geboren: 11.04.1811 in Hamburg.
Gestorben: 01.12.1858 in Göttingen (Grab).
Religion: jüdisch; evangelische Taufe am 21.03.1816 in der Jerusalemer Kirche, Berlin.

Vater: Abraham Mendelssohn (Bartholdy) (1776-1835).
Mutter: Lea Salomon (1777-1842).

Geschwister: Fanny Mendelssohn Bartholdy (1805-1847, verh. mit Wilhelm Hensel), Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) und Paul Mendelssohn-Bartholdy (1812-1874).

Heirat: 22.05.1832 in Berlin mit Peter Gustav Lejeune Dirichlet (1805-1859).
Kinder: Walter (1833-1887), Ernst (1840-1868), Flora (1854-1912).


Kurzbiographie

Von Elke von Nieding.

Rebecka, in der Familie zärtlich "Beckchen" genannt, stand im Ruf, den "durchdringendsten Verstand in der ganzen Mendelssohnschen Familie zu besitzen". Wie ihre Geschwister, war auch sie sehr musikalisch, besaß eine schöne Singstimme und war oft als Solistin an den "Sonntagsmusiken" beteiligt. Sie klagte jedoch zuweilen darüber, daß ihre musikalische Begabung neben Felix und Fanny zu keiner Anerkennung durchdringen konnte.

Die Familie lebte nach ihrer Flucht aus Hamburg, 1811, in Berlin, zunächst im Haus der Großmutter Salomon in der Neuen Promenade 7. 1825 erwarb Abraham dann das Stadtpalais in der Leipziger Straße 3 (heute Sitz des Bundesrats). Hier entfaltete sich das oft beschriebene glänzende Leben der Familie mit Lernen, Theaterspielen, Musizieren, den Sonntagsmusiken, der Begegnung mit Berühmtheiten aus dem In- und Ausland. Die vier Kinder waren einander sehr zugetan, die Eltern absolut respektierte Autoritäten. Vater Abraham hatte sich 1821 aus dem Bankgeschäft in der Jägerstraße zurückgezogen und widmete sich ganz der Erziehung seiner Kinder.

Rebecka, witzig, schlagfertig und hübsch anzusehen, lernte sehr leicht. Sie beherrschte mehrere Sprachen, aus reinem Vergnügen sogar Griechisch. Sie saß in den Vorlesungen Alexander von Humboldts und Hegels, sang in der Singakademie, malte, vorwiegend Blumen, und pflegte in zahllosen Briefen ein weitverzweigtes Netz von Freundschaften.

Als Erwachsene hatte sie eine Reihe von Verehrern. Zu denen gehörten der Dichter Heinrich Heine ebenso wie der angehend Historiker Johann Gustav Droysen und der dynamische, für die Gleichberechtigung der Juden kämpfende Jurist Eduard Gans. 1832 heiratete sie den später sehr berühmten Mathematiker Peter Gustav Lejeune Dirichlet, Professor an der Universität und Lehrer an der Kriegschule zu Berlin. Sie beschreibt ihn als schweigsam, ein wenig ungeschickt und extrem lang. "Sie reicht ihm kaum bis zum Magen", wie ihre Schwester Fanny bissig äußert. Das Ehepaar lebte zunächst im Haus der Eltern, später am Leipziger Platz. Unter großen Qualen bekam Rebecka, die häufig krank war, 4 Kinder, von denen eines früh starb.

Neben zahlreichen Reiseberichten, deren Schilderungen, insbesondere die der Italienreise von 1844/45, nicht ohne Dramatik sind, verraten Rebeckas Briefe ihr lebhaftes Interesse an den zeitgenössischen politischen Entwicklungen und Zuständen. Sie vertrat liberale Ideen, las Zeitungen, auch englische, und nahm Anteil an den Ereignissen des Vormärz. Vermutlich war sie an der Befreiung Gottfried Kinkel aus der Festung Spandau beteiligt.

Nach dem Tod ihrer Geschwister Fanny und Felix 1847 wurde Rebecka zum Mittelpunkt der Familie Mendelssohn Bartholdy. Sie kümmerte sich vor allem um ihren verwaisten Neffen Sebastian. 1855 folgte Dirichlet einem Ruf an die Universität in Göttingen, wo er die Nachfolge von Gauß antrat. Rebecka fand dort "nur Vogelgesang und Gelehrsamkeit", versuchte aber auch hier wieder, ein kulturelles Zentrum zu schaffen und "die Leute mit den Brosamen unserer vergangenen Herrlichkeit zu füttern".

Am 1. Dezember 1858 starb sie, nur 47 Jahre alt, in Göttingen an einem Schlaganfall wie Ihre Geschwister. Dirichlet folgte seiner Frau nach einer sich über Monate hinziehenden Herzkrankheit bereits am 5. Mai 1859, im Alter von 54 Jahren.


unpublizierte Quellen

publizierte Quellen und Literatur