Geboren: 06.07.1794 in Trebbin.
Gestorben: 26.11.1861 in Berlin.
Religion: evangelisch
Vater: Johann Jacob Hensel (1763-1809).
Mutter: Johanne Albertine Louise, geb. Trost.
Geschwister: Luise Hensel (1798-1876), die Dichterin von "Müde bin ich, geh zur Ruh", und Wilhelmine, genannt Minna Hensel (1802-1893), Erzieherin.
Heirat: am 03.10.1829 in Berlin mit Fanny Mendelssohn Bartholdy (1805-1847).
Kinder: Sebastian Hensel (1830-1898), Landwirt, Schriftsteller.
Von Cécile Lowenthal-Hensel.
In seinem 1829 für die Aufnahme in die Akademie der Künste verfaßten Lebenslauf
schrieb Hensel, daß er bereits als Knabe den Wunsch hatte, Maler zu werden. Und obgleich
die Familie durch die Zeitläufe und den frühen Tod des Vaters in schwierigen
wirtschaftlichen Verhältnissen lebte, gelang ihm dies. Zu Anfang seiner beruflichen
Tätigkeit verdiente er den Lebensunterhalt vor allem mit Gedichten und Illustrationen
für die damals sehr beliebten Taschenbücher. Die Freiheitskriege machte er von
Anfang an als Freiwilliger mit, zweimal zog er in Paris ein und kehrte schließlich als
Leutnant wieder nach Berlin zurück.
1821 zog ihn sein Freund und Gönner Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) zum Ausmalen
eines Raumes des 1817 abgebrannten und dann von Schinkel wieder errichteten Schauspielhauses
auf dem Gensdarmenmarkt heran. Wohl mit aufgrund dieser Arbeit und seiner künstlerischen
Beteiligung an der Ausgestaltung der "lebenden Bilder Lalla Rookh"
anläßlich des Hoffestes von 1821, erhielt er von König Friedrich Wilhelm III.
(1770-184) ein Stipendium für einen mehrjährigen Aufenthalt in Rom. Seine
Hauptarbeit bestand in der Fertigung einer lebensgroßen Kopie der Transfiguration
von Raffael (Raffaelsaal in der Orangerie in Potsdam), später kam noch das
Altargemälde "Christus und die Samariterin" hinzu. Der Römische
Aufenthalt währte fünf Jahre, 1828 kehrte Hensel nach Berlin zurück,
sehnlichst erwartet von Fanny Mendelssohn Barthody, mit der er sich Anfang 1829 verlobte.
Die Hochzeit fand am 3. Oktober 1829 statt, 1830 wurde sein Sohn Sebastian geboren.
Die Zeit seiner Ehe war die glücklichste in seinem Leben: er wurde ein sehr
geschätzter und deshalb gut bezahlter Historienmaler, damals die "feinste"
Kategorie unter den Malern. Zu seinen Freunden zählten Kollegen, zahlreiche Musiker
und Musikfreunde sowie Wissenschaftler und Geistliche. Sie kamen in die Leipziger
Straße 3 vor allem wegen der von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) und, nach
dessen Weggang von Berlin, von Fanny veranstalteten Sonntagsmusiken.
Hier vor allem füllten sich Hensels Alben mit Hunderten von Porträts, die sich
bis zu seinem Tod zu einem "europäischen Bilderbuch" entwickelten, denn
Wilhelm reiste sowohl allein, als auch mit seiner Familie quer durch Europa, darunter
zweimal nach England. In königlichem Besitz befindet sich heute noch ein
Ölporträt des damaligen Prince of Wales (Albert Edward, 1841-1910), des
ältesten Sohnes der Königin Victoria (1819-1901). Porträtiert wurden aber
auch Franzosen, Belgier, Österreicher und Italiener. Die letzteren Bilder entstanden
vor allem während des längeren Aufenthalts der Familie in Rom 1839/40 sowie
während der zweiten Italienreise 1845.
Bei der Rückkehr von der ersten Reise fand Hensel durch den Thronwechsel in
Preußen, von Friedrich Wilhelm III. zu dessen Sohn Friedrich Wilhelm IV. (1795-1961),
eine für ihn geänderte Situation vor. Die Rolle des "Kunstpapstes"
wurde von Peter von Cornelius (1783-1867) eingenommen. Zwar stand dieser zu Hensel in einem
freundschaftlichen Verhältnis, aber im Ganzen wehte nun doch im Königshaus und in
der Berliner Gesellschaft ein anderer Wind. Für Hensel bedeutete dies jedoch keine
Gefährdung seines künstlerischen Schaffens, seine Klientel war gefestigt und
saß europaweit.
Ein entsetzlicher Schlag, von dem er sich nur sehr schwer erholen konnte, traf Hensel im
Mai 1847. Seine geliebte Fanny erlitt einen tödlichen Schlaganfall. Für Hensel
bedeutete dies das Ende seiner erfolgreichen Tätigkeit als Historienmaler, nicht aber
als Zeichner vieler Porträts sowie als aktives Mitglied des Senats der Akademie der
Künste. Wohl blieb Berlin seine Heimat, aber Porträts entstanden z.B. auch bei
seinen Badekuren, wie in Karlsbad, Marienbad und Wiesbaden.
So blieb Hensel ein "Märker in Berlin", das ja auch der Sitz der
preußischen Königshauses war. Hensel war immer ein konservativer und
königstreuer Mann gewesen, und diese Verehrung wurde auch durch die Wirren
der 1848er Revolution nicht erschüttert. Als Anführer des von ihm
mitbegründeten "Fliegenden Künstlerkorps" tat er sich vor allem
durch seine Fürsorge für notleidende Künstlerkollegen hervor. Im November
1861 erlitt er bei der Rettung eines Menschen vor dem Überfahrenwerden eine böse
Verletzung, die zu seinem Tod führte.
Der künstlerische Ruhm Hensels verging bald nach seinem Tod, der große
Porträtschatz jedoch blieb in der Familie erhalten. In den fünfziger Jahren
des 20. Jahrhunderts wurde er an die Nationalgalerie im damaligen Berlin (West)
verkauft. Er befindet sich heute im Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin
PK und wird systematisch erschlossen.
Zeichnungen im Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin PK.
Handschriftliche Briefe und Tagebücher in Privatbesitz und im Mendelssohn Archiv der Staatsbibliothek zu Berlin.