04/06/2002 Eintrag: "Spätes Mittelalter"

Hier nun wieder ein kleines Kapitel aus der Abhandlung: Was tue ich in der Zeit, in der ich eigentlich an meiner Dissertation schreiben sollte. Daß ich den Online-Dienst H-Soz-Kult abonniere, wird mir wohl noch niemand zum Vorwurf machen (und ich mir selbst auch nicht). Aber daß ich mit steigendem Interesse eine Rezension zum Editionsband Quellen zur Reichsreform im Spätmittelalter durchlese... Es verblüfft mich immer wieder, wie sehr mich Verwaltungs- und Verfassungsgeschichte (aus meiner Sicht über viele Jahrhunderte hinweg eng miteinander verwandt) faszinieren können. Zudem ist die Rezension, verfaßt von Gabriele Annas, eben so ausführlich wie qualitativ hochwertig (für mich als Außenstehenden). Man lernt nicht nur das Werk mit seinen Stärken und Schwächen kennen, sondern bekommt auch noch einen Überblick über die gegenwärtigen Forschungsdiskussionen und -protagonisten. Angesichts der niedrigen Qualität sehr vieler Online-Rezensionen ist das ausgesprochen wohltuend.
Mein Interesse für dieses Feld hatte bereits dazu geführt, daß ich mein zweites Mittelalter-Hauptseminar 1995/96 bei Johannes Helmrath belegte. Er hatte damals die Vertretung für den Lehrstuhl inne, auf den er wenige Semester später berufen wurde, und gab seine allererste Lehrveranstaltung überhaupt, Thema: Hof- und Reichstage im 15. Jahrhundert. Quellen und Probleme. Das Seminar war ausgesprochen produktiv und lebendig, die Einzelthemen spannend, was nicht zuletzt daran lag, daß Johannes Helmrath als Mitarbeiter der Reichstagsakten-Edition direkt auf eigenes, noch unediertes Quellenmaterial zugreifen konnte. Meine zugehörige Hausarbeit über Erarbeitung und Beschluß der Reichsmatrikel von 1422 und des Steuergesetzes von 1472 schrieb ich sehr engagiert, und wenn dieses Themengebiet nicht so unglaublich weit von jedem realen Leben entfernt wäre, so würde ich heute vielleicht sogar bedauern, mich nicht dorthin spezialisiert zu haben.

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