Benjamin (Georg) Mendelssohn
Lebensdaten
Geboren: 15.11.1794 in Berlin.
Gestorben: 24.08.1874 in Horchheim bei Koblenz (Grab in Bonn).
Religion: jüdisch, Taufe am 28.05.1821 in Schleswig als
Georg Benjamin.
Vater: Joseph Mendelssohn (1770-1848).
Mutter: Henriette Meyer (1776-1862).
Geschwister: Alexander Mendelssohn (1798-1871).
Heirat: 20.07.1827 in Berlin (Marienkirche) mit Rosamunde Ernestine Pauline Richter
(1804-1883), Tochter des Diplomaten Christian Graf Haugwitz (1752-1832) und der
Rosa Richter.
Kinder: Betzy Thormann (1830-1906), Adoptivtochter.
Kurzbiographie
Von Sebastian Panwitz.
1811 immatrikulierte sich Benjamin Mendelssohn an der medizinischen Fakultät der
neugegründeten Berliner Universität, belegte dort aber auch andere Fächer.
Im folgenden Jahr brachen die Befreiungskriege gegen das Napoleonische Frankreich aus,
und wie sein Onkel Nathan beteiligte sich auch Benjamin Mendelssohn an den Kämpfen,
1813 als Jäger im 2. Leibhusarenregiment und 1815 als freiwilliger Offizier
im Hauptquartier Blüchers. Zwischendurch besuchte er weiterhin
Universitätsveranstaltungen in Berlin und wandte sich jetzt verstärkt der
Geographie zu.
Nach Kriegsende konzentrierte sich Benjamin Mendelssohn auf private Studien in Berlin,
in Kiel - in dessen Nähe er sich 1821 auf den Namen Georg taufen
ließ - und auf dem Gut seines Vaters in Horchheim/Rheinland. Reisen
führten ihn durch Deutschland, die Schweiz und Italien.
Nach der Promotion in Kiel 1828 arbeitete er an seiner Habilitation an der
Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn im Fach Geographie. 1835 publizierte Georg
Mendelssohn sein Hauptwerk Das germanische Europa. Zur geschichtlichen Erdkunde,
in dem er die gegenseitige Beeinflussung der Geographie und der Geschichte bestimmter
Völker und Landschaftsräume behandelte. Im gleichen Jahr wurde er vom
preußischen Bildungsminister zum außerordentlichen Professor für
Geographie und Statistik ernannt. Die Fakultätsgremien der Bonner Universität
wurden dabei übergangen, was sich 1847 bei der Berufung zum Ordinarius wiederholte.
Die Fakultät protestierte und erklärte, daß Georg Mendelssohn zu wenig
publiziere und lehre. Mendelssohn zog sich daraufhin aus der Fakultät zurück
und schränkte seine Vorlesungen immer weiter ein.
Im Vormärz und während der 1848er Revolution vertrat Georg Mendelsohn entschieden
konservative Ansichten, trat für eine Aufrechterhaltung des preußischen
Ständesystems ein und votierte im März 1848 gegen die Revolutionsresolution
der Lehrkräfte an der Universität.
In den 1850er Jahren arbeitete Georg Mendelssohn noch an Bethmann Hollwegs
Preußischem Wochenblatt mit. 1857 jedoch ließ er sich krankheitshalber
endgültig vom universitären Lehrbetrieb beurlauben und zog sich aus der
Öffentlichkeit zurück.
Werke
- Observationes geologico-geographicae de naturalibus soli in Germania formis;
Diss. phil. Univ. Kiel 1828.
BER 1: 161 017 (Mend.-Arch.)
- Ein Blick auf Großbritannien; in: Historisch-politische Zeitschrift 2 (1833/1835),
S. 305-336.
BER 11: Pa 2779 8°
- Das germanische Europa. Zur geschichtlichen Erdkunde; Berlin:
Dunkcker & Humblot 1835/36.
BRA 517: 10794
- Moses Mendelssohn's gesammelte Schriften. Nach Originaldrucken und Handschriften,
hg. v. Georg Benjamin Mendelssohn, Bd. 1-7; Leipzig: Brockhaus
1843-1845.
- BER 1: Ak 1664
- Die ständische Institution im monarchischen Staat; Bonn: Marcus 1846.
NIE 7: 8 POL II, 4815
Quellen
- Centrum Judaicum Archiv, 1/75 E, Nr. 23 (# 14322) (Henrietten-Stiftung).
- Gilbert, Felix: Bankiers, Künstler, Gelehrte. Unveröffentlichte Briefe
der Familie Mendelssohn ans dem 19. Jahrhundert (= Schriftenreihe
wissenschaftlicher Abhandlungen des LBI, Bd. 31); Tübingen: J. C. B. Mohr
(Paul Siebeck) 1975.
- LBI New York: Mendelssohn family collection, Mendelssohn family autograph collection -
Briefe, Manuskripte und Militärdokumente.
- Mendelssohn-Archiv, SBB Berlin - Portraits (BA 372 und 381),
Briefe (Nachlaß 1) und Militärsachen (Nachlaß 5, I/III).
- Universitätsarchiv Bonn - Personalakte der Philosophischen Fakultät.
Literatur
- Bezold, Friedrich von: Geschichte der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität
von der Gründung bis zum Jahr 1870; Bonn: Marcus &
Weber 1920, hier vor allem S. 399f.
BER 11/55: Hh 58/3
- Braubach, Max: Der jüdische Anteil an der Bonner Gelehrsamkeit; in: Rheinische
Vierteljahrsblätter 32 (1968), Heft 1/4, S. 402-418.
BER 1: 4° SA 11284
- Feilchenfeldt, Konrad: Eichendorffs Freundschaft mit Benjamin Mendelssohn und
Philipp Veit. Aus teilweise unveröffentlichten Briefen; in: Aurora.
Jahrbuch der Eichendorff-Gesellschaft 44 (1984), S.79-99.
BER 1: 29 SA 2116
- Gilbert, Felix: Georg Benjamin Mendelssohn und Karl Mendelssohn Bartholdy. Zwei
Professoren aus dem 19. Jahrhundert; in: Mendelssohn-Studien 2 (1975),
S. 183-201.
BER 1a: Zsn 70435
- Hohmann, J.: Georg Benjamin Mendelssohn 1794-1874; in: Bonner Gelehrte. Beiträge
zur Geschichte der Wissenschaft in Bonn. Bd. 9 Mathematik und Naturwissenschaft,
Bonn: Bouvier 1970, S. 185-190.
BER 1a: 173 700
- Kämmerling, P.: Georg Benjamin Mendelssohn und seine Schilderung des Riesengebirges;
in: Festschrift des Geographischen Seminars der Universität Breslau zur
Begrüßung des 13. Deutschen Geographentages, Breslau: Breslauer
Genossenschaftsdruckerei 1901, S. 158-177.
BER 1a: 215 114
- Klein, Hans-Günter: Aus dem Briefwechsel Benjamin Mendelssohns mit seinen
Eltern 1811-1818; in: Mendelssohn-Studien 7 (1990), S. 107-122.
BER 1a: Zsn 70435
- Philippson, Alfred: Die Geographie und das Geographische Institut, Teil 1 1818-1919;
in: Geschichte der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn am Rhein.
Bd. 2 Institute und Seminare 1818-1933, Bonn: Cohen 1933, S. 303-308.
- Stolzenberg, Ingeborg: Georg Benjamin Mendelssohn; in: NDB 15 (1987), S. 50-52.
- Stolzenberg, Ingeborg: Georg Benjamin Mendelssohn an August Twesten. Vier Briefe
aus dem Nachlaß Twesten der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz;
in: Mendelssohn-Studien 7 (1990); S. 287-293.
BER 1: Zsn 70435
- Stolzenberg, Ingeborg: Georg Benjamin Mendelssohn im Spiegel seiner Korrespondenz.
Mit unveröffentlichten Briefen von Alexander von Humboldt, Ernst Moritz Arndt
und Clemens Theodor Perthes; in: Mendelssohn-Studien 3 (1979), S. 81-161.
BER 1a: Zsn 70435