Geboren: 11.08.1770 in Berlin.
Gestorben: 24.11.1848 in Berlin
(Grab).
Religion: jüdisch.
Vater: Moses Mendelssohn (1729-1786).
Mutter: Fromet Gugenheim (1737-1812).
Geschwister: Sara (1763-1764), Brendel (später Dorothea, 1764-1839), Chajim (1766-1766), Recha (1767-1831), Mendel Abraham (1769-1775), Henriette (1774-1831), Abraham (1776-1835), Susgen (1778-1778), Nathan (1782-1852).
Heirat: 13.06.1793 in Strelitz mit Henriette Meyer
(1776-1862).
Kinder: Benjamin (1794-1874),
Alexander (1798-1871).
Von Sebastian Panwitz.
Gemeinsam mit seinen Schwestern Dorothea und Recha wurde Joseph Mendelssohn von seinem Vater
selbst unterrichtet. Seine erste berufliche Tätigkeit in den frühen 1790er Jahren
war die eines Buchhalters in der Firma Itzig & Co. 1795 machte Joseph sich
selbständig und eröffnete ein Bankhaus, das er mit verschiedenen Partnern, von
1804-1821 auch mit seinem Bruder Abraham, leitete. Das Bankhaus war zunächst in der
Spandauer, später in der Burg-, der Post- und schließlich, ab 1815 in der
Jägerstraße ansässig. Ab 1804 baute Joseph gemeinsam mit Abraham einen zweiten
Unternehmenssitz in Hamburg auf. Die dortige Filiale mußte aber 1811 unter dem Druck der
französischen Besatzung wieder geschlossen werden.
Die Beteiligung an der Transferierung der französischen Kontributionen nach
Abschluß des Wiener Kongresses 1815 und enge Kontakte zum Rothschildschen Bankhaus in
Frankfurt am Main begründeten den Aufstieg Firma zu einer der führenden Privatbanken
Berlins. Enge Geschäftsbeziehungen von Mendelssohn & Co. - so der Name des
Bankhauses ab 1827 - mit Rußland und die Beteiligung an verschiedenen
Eisenbahnbauprojekten folgten.
1823 wurde von Mendelssohn und anderen wichtigen Bankiers der preußischen Hauptstadt der
Berliner Kassen-Verein gegründet, der den Zahlungsverkehrs zwischen den Banken
erleichterte und damit der Weiterentwicklung des Finanzplatzes Berlin Auftrieb gab.
Die hohe Stellung Joseph Mendelssohns im Berliner Wirtschaftsleben schlug sich unter anderem
in seiner Wahl zum Vorsteher der Berliner Korporation der Kaufmannschaft nieder. Er hatte die
Leitung dieser berufständischen Organisation, die 1820 unter seiner Mitwirkung
gegründet worden war, von 1833 bis 1845 inne.
Aber auch außerhalb seines beruflichen Umfeldes engagierte sich Joseph Mendelssohn.
Bereits 1792 initiierte er gemeinsam mit Freunden die Gründung der
Gesellschaft der Freunde, eines Vereins,
der sich für die Verbreitung der Ideale der Aufklärung innerhalb der jüdischen
Gemeinde einsetzte. 1812 folgte die Gründung der Gesellschaft zur Beförderung
der Industrie unter den Juden im Preußischen Staate (später Gesellschaft zur
Verbreitung der Handwerke und des Ackerbaues unter den Juden im Preußischen Staate),
1824 die Beteiligung an der Gründung des Königstädtischen Theaters,
einer bürgerlichen Bühne, die sich als Alternative zu den bislang dominierenden
königlichen Theatern sah, jedoch nicht lange Bestand hatte. Erwähnt seien noch die
Mitbegründung der Zoologischen Gesellschaft zur Errichtung eines Gartens (1845),
des Freihandelsvereins (1847) und der Gemeinnützigen Baugesellschaft zur Herstellung
von Kleinwohnungen (1847/48).
Die Biographie Joseph Mendelssohns ist bisher ungeschrieben. Vor allem sein privates Leben,
das sich anhand des umfangreich vorhandenen, wenn auch verstreuten Briefnachlasses gut
rekonstruieren ließe, bedarf noch einer eingehenden Untersuchung.