Geboren: 06.09.1729 in Dessau.
Gestorben: 04.01.1786 in Berlin
(Grab).
Religion: jüdisch.
Vater: Mendel Heymann (1683-1766), Schulmeister, Thoraschreiber, Synagogendiener.
Mutter: Rahel Sara (gest. 1756), Tochter des Branntweinbrennereibesitzers Saul Wahl.
Geschwister: mehrere.
Heirat: 1762 in Hamburg mit Fromet Gugenheim (1738-1812), Tochter des Kaufmanns Abraham Gugenheim.
Kinder: Sara (1763-1764), Brendel (später Dorothea, 1764-1839), Chajim (1766-1766), Recha (1767-1831), Mendel Abraham (1769-1775), Joseph (1770-1848), Henriette (1774-1831), Abraham (1776-1835), Susgen (1778-1778) und Nathan (1781-1852).
Von Sebastian Panwitz.
Moses Mendelssohn erhielt früh ersten Bibel- und Talmudunterricht. Später wurde
der Dessauer Landesrabbiner David Fränkel sein Lehrer, der Mendelssohn mit dem Werk
des Maimonides bekannt machte. Als Fränkel 1743 nach Berlin wechselte, folgte ihm
sein Schüler in die brandenburgisch-preußische Hauptstadt und erweiterte im
Selbststudium nicht nur seine traditionelle jüdische Bildung, sondern erlernte
nebenher auch die deutsche Sprache.
Seit 1750 arbeitete Mendelssohn als Hauslehrer bei dem Seidenfabrikanten Isaak Bernhard,
in dessen Firma er 1754 als Buchhalter eintrat. Nach Bernhards Tod wurde Mendelssohn
Teilhaber des kleinen Unternehmens. Für seine publizistische Tätigkeit und
philosophischen Studien blieben ihm nur die Stunden am frühen Morgen und nach
Arbeitsschluß.
Zugang in die intellektuellen Kreise Berlins fand Moses Mendelssohn durch den Arzt
Aaron Salomon Gumpertz, den er 1749 kennenlernte, der ihm zudem Englisch und
Französisch beibrachte und ihn in die Anfänge der zeitgenössischen
Philosophie einführte. Durch Gumpertz Vermittlung lernte Mendelssohn
schließlich 1753 Gotthold
Ephraim Lessing kennen, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft und intensiver
Austausch verbanden. Lessing publizierte Mendelssohns erstes Werk "Philosophische
Gespräche" 1755 anonym und ohne dessen Wissen, das unter den Lesern sofort
lebhaftes Interesse hervorrief. In den folgenden Jahren veröffentlichte Mendelssohn
weitere Schriften. Zudem wirkte er als Mitherausgeber aufklärerischer Zeitschriften.
1764 errang er mit der Abhandlung über die Evidenz in den metaphysischen
Wissenschaften vor Immanuel Kant den ersten Preis der Akademie der
Wissenschaften. Eine Aufnahme Mendelssohns in die Akademie in späteren Jahren
scheiterte allerdings an der Ablehnung durch König Friedrich II.
Sowohl innerhalb der jüdischen Gemeinschaft, als auch im Umgang mit der
christlichen Umwelt setzte sich Mendelssohn für die Ideen und Ideale der
Aufklärung ein: für Freiheit, umfassende Bildung und Toleranz. In der
Berlinischen Monatsschrift beteiligte er sich an der Diskussion Was ist
Aufklärung ? Zur Verbreitung der deutschen Sprache unter den
mitteleuropäischen Juden übersetzte er gemeinsam mit anderen Gelehrten
die Tora ins Deutsche. Bei allem Streben nach Annäherung an die
Mehrheitsgesellschaft blieb es für Mendelssohn jedoch immer zentral, seine
Identität als Jude zu erhalten. Besonders deutlich wurde dies in der
Auseinandersetzung mit dem Schweizer Theologen
Johann Kaspar Lavater. Dessen
Aufforderung, entweder das Christentum zu widerlegen oder zu konvertieren, lehnte er ab
und forderte statt dessen Achtung vor den Überzeugungen Andersdenkender ein.
Moses Mendelssohn veröffentlichte neben Büchern und Druckschriften eine
Vielzahl von Aufsätzen und Rezensionen in Zeitschriften in deutscher und hebräischer
Sprache. Sie alle, zudem seine Briefe, literarischen Texte und Bildnisse sowie
frühe Texte über sein Leben und ein Verzeichnis seiner Büchersammlung wurden
ediert in
Gesammelte Schriften. Jubiläumsausgabe, Bd. 1-27; Stuttgart: Frommann-Holzboog 1971-2004.
BER 1: 169 064 (Musikabteilung, Mendelssohn-Archiv)
Eine Verzeichnis der Bände findet sich auf den Seiten der
Herzog-August-Bibliothek, die das Editionsprojekt unterstützt. Eine ausführlichere
Vorstellung der einzelnen Bände bietet der
Verlag.
Mendelssohns Werk Phaedon oder über die Unsterblichkeit der Seele in drey
Gesprächen aus dem Jahr 1767 ist im
Internet
verfügbar.
Die Forschungsarbeiten zu Person und Werk Moses Mendelssohns sind unüberschaubar geworden. Bereits 1965 wurde von Herrmann M. Zadok Meyer eine 343 Seiten dicke Moses-Mendelssohn-Bibliographie herausgegeben. Inzwischen ist die Mendelssohn-Literatur weiter angewachsen, nicht zuletzt durch das verstärkte Forschungsinteresse an der Haskala, der jüdischen Aufklärung. Es sei an dieser Stelle auf die inzwischen 13 Bände umfassenden Mendelssohn-Studien hingewiesen, die wiederholt neue Aspekte der Mendelssohn-Forschung beleuchteten (Inhaltsübersicht). Der Artikel Moses Mendelssohn im Band 5 (1993) des Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon bietet eine reiche Auswahl an weiterführender, auch fremdsprachiger Literatur. Auch auf dem Server der Universität Stuttgart gibt es eine Bibliographie der Sekundärliteratur zu Moses Mendelssohn für die Jahre 1870-1995.