Geboren: 24.10.1764 in Berlin.
Gestorben: 03.08.1839 in Frankfurt a. M.
(Grab).
Religion: jüdisch; evangelische Taufe: 06.04.1804; katholische Taufe: 16.04.1808.
Vater: Moses Mendelssohn (1729-1786).
Mutter: Fromet Gugenheim (1737-1812).
Geschwister: Sara (1763-1764), Chajim (1766-1766), Recha (1767-1831), Mendel Abraham (1769-1775), Joseph (1770-1848), Henriette (1774-1831), Abraham (1776-1835), Susgen (1778-1778), Nathan (1782-1852).
1. Heirat: 03.04.1783 in Berlin mit Simon Veit (1754-1819); Scheidung: 11.01.1799.
2. Heirat: 06.04.1804 mit Friedrich (von) Schlegel (1772-1829, 1815 Nobilitierung).
Kinder (aus erster Ehe): Jonas (später Johannes) Veit (1790-1854),
Feibisch (später Philipp) Veit (1793-1877).
Von Hannah Lotte Lund.
Brendel Mendelssohn erhielt ihren ersten Unterricht von ihrem Vater, gemeinsam mit ihrem Bruder
Joseph. Über den Inhalt ihrer Erziehung ist, anders als bei ihren
Brüdern, wenig bekannt. Ihre schriftstellerischen Arbeiten lassen auf umfangreiches
Literaturstudium und gute französische Sprachkenntnisse schließen. 1778 wurde sie
nach traditionellem Ritus einem von den Eltern gewählten Mann verlobt und ihm 1783 "in
die Ehe gegeben". Der Kaufmann und Bankier Simon Veit gilt als tüchtiger,
großzügiger Mann, der aber seiner Frau intellektuell nicht gewachsenen war. Aus der
Ehe gingen vier Söhne hervor, von denen zwei das Erwachsenenalter erreichten, die beiden
späteren Maler Jonas (Johannes) und Feibisch (Philipp). Im Salon ihrer Jugendfreundin
Henriette Herz lernte Madame Veit 1797 den Dichter Friedrich Schlegel kennen und lieben.
Seit ungefähr derselben Zeit nannte sie sich Dorothea. Die Veitsche Ehe wurde 1799 in
Berlin geschieden, Simon Veit überließ seiner Frau entgegen den gesellschaftlichen
Konventionen der Zeit den jüngeren Sohn – unter der Bedingung, daß
sie sich nicht wiederverheiratete, taufen ließ oder den Sohn christlich erzöge.
Mehrere Jahre hielt Dorothea Veit diese Bedingungen ein, obwohl Freund und Feind sie zur
Konversion drängten. Sie zog mit Philipp in eine eigene Wohnung in der Ziegelstraße,
dann zu den Brüdern Schlegel und Caroline Schlegel nach Jena. Hier kam es zu dem
berühmten Jenaer Romantikertreffen, gemeinsamen Diskussionen und Arbeiten der Brüder
Schlegel mit ihren Frauen, sowie der Dichter Tieck, Schelling und Novalis.
1799 führte die Veröffentlichung von Friedrich Schlegels leidenschaftlichen Roman
"Lucinde", der als autobiographisch gelesen wurde, zu einem gesellschaftlichen Skandal
in Berlin. Nur wenige Freunde, unter ihnen Henriette Herz und Friedrich Schleiermacher
verteidigten das Buch und das Paar.
1802 gingen Dorothea Veit und Friedrich Schlegel nach Paris. 1804 wurde "Madame Veit"
evangelisch getauft und anschließend mit Friedrich Schlegel getraut. Im selben Jahr
gingen sie nach Köln, wo sie 1808 gemeinsam zum Katholizismus konvertierten. Als Friedrich
Schlegel in Wien Hofsekretär wurde, folgte sie ihm und machte Österreich für die
folgenden zwanzig Jahre zu ihrer zweiten Heimat, unterbrochen von einem längeren
Aufenthalt in Rom 1818-1820 bei ihren beiden Söhnen, die 1810 ebenfalls katholisch getauft,
hier zu der christlich geprägten Malerguppe der Nazarener gehörten. Die zweite
Hälfte ihres Lebens war geprägt von Aktivitäten für die Kirche. Nach
dem Tod ihres Mannes ging Dorothea Schlegel 1829 nach Frankfurt (Main) und lebte im Hause ihres
Sohnes Philip bis zu ihrem Tod 1839.
Dorothea Schlegels schriftstellerische Produktion fällt fast ganz in die Zeit von 1799-1808,
die Zeit von der Trennung ihrer ersten Ehe bis zur Konversion zum Katholizismus. Ihre ersten
schriftstellerischen Arbeiten sind Rezensionen für die von Schlegel herausgegebene
Zeitschrift "Athenäum". 1801 erschien ihr Roman"Florentin", wie
alle folgenden Werke anonym und herausgegeben von Friedrich Schlegel. Während des Pariser
Aufenthalt begann sie, unter anderem um sich und ihrem Mann zu finanzieren, mit Übersetzungen
aus dem Französischen, die den größeren Teil ihres Werkes ausmachen. Den
größten Erfolg hatte sie mit der Übersetzung des Romans "Corinne"
von Madame de Staël 1807.
Ob Dorothea Schlegel einen eigenen Salon geführt hat, ist in der Forschung umstritten.
Sie war Mitglied in dem von Henriette Herz, Wilhelm von Humboldt und anderen organisierten
schwärmerisch-empfindsamen "Tugendbund", organisierte Lesegesellschaften in
ihrer eigenen Wohnung und verkehrte regelmäßig in den Salons ihrer
Jugendfreundinnen Rahel Levin und Henriette Herz. Aufgrund ihrer Werke und Briefe wird die
Tochter des Aufklärers Moses Mendelssohn heute zu den
sogenannten großen literarischen Frauen der Romantik gezählt.